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Gisela und Eddi Böhnke

Rund um die Ostsee

Die ersten drei Teile dieser Serie hatte Eddi Böhnke damit eingeleitet, dass er nach der großen Weltreise nun unser schönes Europa erkunden wollte. Für dieses Ansinnen hatten sie sich einen 4×4 Camper auf Transporter-Basis zugelegt, der mit der Reise durch Marokko, Island und Sizilien seine ersten anspruchsvollen Tests bestanden hat. Als Gegensatz geht es nach der Wärme jetzt wieder in kühlere Regionen. Gisela und Eddi brechen in den Norden Skandinaviens auf, danach ins Baltikum und zurück über Polen.

Nordisches Milieu

 

Verlässt man in Süd-Norwegen die Fähre und fährt durch die ersten Orte, ist man unwillkürlich angetan von einer Atmosphäre, die ich als friedlich und aufgeräumt bezeichnen würde. Das gilt natürlich besonders für die ländlichen Gegenden. 

Aber selbst in größeren Städten, wo der Tourismus allgegenwärtig ist, fühlen wir uns von diesem kaum betroffen, ganz anders als im zentralen Europa. Nirgendwo auf unseren Reisen setzt der Reiz des Betrachtens und gleichzeitig der Entspannung so plötzlich ein wie hier in Norwegen.  

Abenteuer Weltreise

Die Stabkirchen

Unser Hang, immer wieder die besinnlichen Momente einer Kirche oder Kathedrale und deren Architektur zu genießen, beschert uns in Norwegen einen neuen Höhepunkt. In Röldal besuchen wir unsere erste Stabkirche. Das historische Gebäude beeindruckt auf ungewöhnliche Weise sowohl durch seine äußere Erscheinung als auch durch eine unvergleichbare Stimmung in seinem Inneren. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden die ersten Stabkirchen gebaut. Von den ehemals über 700 Kirchen sind jetzt nur noch etwa 30 erhalten, nicht zuletzt auf die Vergänglichkeit der Holzbauweise zurück zu führen. Röldal, Undredal, Borgund, Kaupanger, Umes und Lom werden zu bleibenden Erinnerungen. 

Eddi Special

Das Licht

Es gibt kaum einen Reisenden in nordische Breiten, der nicht von der wunderbar klaren Luft und den Lichtstimmungen schwärmt. Erst als wir den Polarkreis überschreiten und dann langsam über die Lofoten zuckeln begreifen wir, was mit dieser Luft und dem Licht gemeint ist. Hinzu kommt diese ausgeprägte Wahrnehmung des Begriffs „Horizont“.

Die Womo-Zwischenbilanz:

In den Küstenregionen im südlichen und mittleren Norwegen hatten wir so manches Mal Mühe, abends den einsamen Rastplatz in der Natur zu finden. Denn, gefühlt, jeder abzweigende Weg führt zu einem privaten Weg.
Hier finden wir nun unsere „Paradiese“, die uns reizen, auch am nächsten Tag noch nicht weiter fahren zu wollen. Erleichtert durch das Gefühl mit dem Allradantrieb nach dem Regen auch wieder auf die Straße zu kommen. Und die Gewissheit, dank Solarenergie auch ein paar Tage aushalten zu können.  

Das Baltikum

Nach dem Übersetzen von Finnland nach Estland ändert sich wieder das Umfeld. Es bieten sich beeindruckende städtische Bilder in Pärnu, Tallin und Tartu, dann das lettische Cesis, Riga oder Ventspils, bis nach Klaipeda, Kaunas und Vilnius in Litauen. Diese mischen sich im gesamten Baltikum mit anrührenden, manchmal auch morbiden Bildern auf dem Lande. Nicht zu vergessen einige kuriose Aspekte, wie der Berg der Kreuze oder die sowjetischen Relikte in den Gruto Parkas. 

Die Erinnerung an das Baltikum ist für uns außerordentlich nachhaltig. Wir wissen, dass wir wiederkommen werden.

Auf den Spuren deutscher Geschichte

Seit Wochen begleitet uns eine Erfahrung, die sich zunehmend ins Bewusstsein drängt: Wir wandeln, ob wir wollen oder nicht, immer wieder auf den Spuren deutscher Geschichte. Das wird besonders deutlich, seit wir uns in Polen befinden. Auf all unseren Reisen haben wir versucht, durch Besichtigungen und Begegnungen der Geschichte unseres Gastlandes Gewahr zu werden. 

Traurige Geschichte im bunten Kleid

Mit der Einreise ins masurische Polen setzt sich die Reise auf den Spuren deutscher Geschichte fort. Inmitten eines Waldes stellen wir unseren Camper ab und laufen einige Kilometer durch einen traumhaften Herbstwald. Kurz danach stehen wir, fast allein, plötzlich vor riesigen Betonklötzen. Es sind die gesprengten Reste des versteckten Hauptquartiers der NS, der „Wolfsschanze“. Hier erfolgte 1944 das missglückte Attentat auf Hitler durch Graf von Stauffenberg. Die positive Stimmung der Natur und der geschichtliche Hintergrund prallen hautnah aufeinander. Es dauert Tage bis diese Eindrücke verarbeitet sind.

Die Fahrt durch die baltischen Staaten und Polen war zum Teil zu einer nostalgischen Reise in die Vergangenheit geworden. Mit dem Besuch von ein paar Freilichtmuseen geht sie zu Ende. Die Art, wie liebevoll sie gestaltet sind, ist uns kaum anderswo in Europa begegnet. Wir können uns keinen angemesseneren Abschluss unserer Umrundung der Ostsee vorstellen.

Die Erinnerung an das Baltikum ist für uns außerordentlich nachhaltig. Wir wissen, dass wir wiederkommen werden.

Die kleine Zeitreise


Das große Abenteuer

Gisela und Eddi Böhnke auf der Reise ihres Lebens

Das Bordbuch erscheint seit 2008 und ab der ersten Ausgabe waren Gisela und Eddi Böhnke und ihre Geschichte mit an Bord. Oder vielleicht besser gesagt, wir mit ihnen. Sie haben etwas gewagt, wovon viele träumen. Die Idee, mit einem Reisemobil die Welt zu erkunden, wurde in die Tat umgesetzt. Aus dem Vorsatz, mit einem Unimog eine große Reise zu unternehmen, wurde die Reise ihres Lebens. Geplant waren eigentlich nur 10 Jahre und für diese Zeit war auch ihr Budget veranschlagt. Das war 1989 und natürlich kam alles ganz anders. Letztendlich dauerte die Reise 22 Jahre, davon lebten sie allein 18 auf den 6 Quadratmetern Wohnfläche ihres Unimogs. Unterwegs entwickelte Eddi ein Interesse an journalistischer Fotografie und beide drehten fünf Dokumentationen für das Fernsehen. 

Mittlerweile sind aus einer großen Reise viele kürzere geworden und das Bordbuch-Team freut sich, auch diese mit begleiten zu dürfen.