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Gisela und Eddi Böhnke

An den Rand
Europas

Im Bordbuch 2020 begann meine Serie „An den Rand Europas“. Sie ist praktisch die Nachfolge unserer großen Reise um die Welt (ab Bordbuch 2008). In Marokko hatte sich unser neuer kompakter 4 x 4 Camper sehr bewährt. Doch nun steht eine echte Herausforderung für ihn und auch für uns selbst an. Das isländische Hochland.

Grün auf Schwarz

 

Kaum sind wir von der Fähre gerollt, sind wir überrascht, wie grün sich das Land darbietet. Das gilt besonders für die asphaltierte Straße, die mit einer Länge von über 1300 km rings um die Insel führt. Hier gibt es genug zu sehen und somit dauert es mehr als zwei Wochen, bevor wir ab und zu längere Ausflüge ins Inland machen. Je intensiver das Grün wird und umso mehr das Schwarz des vulkanischen Untergrundes zunimmt, umso mehr nimmt auch unsere Begeisterung zu.

Abenteuer Weltreise

Wasser und Wolken

Klare Luft und weite Horizonte. Ja, das ist Island. Aber da ist noch mehr. Das Wasser, allgegenwärtig und in jeder Form. Oben sind es die manchmal unglaublichen Wolken, darunter die von Gletschern bedeckten Berge. Und über hohe Klippen springen phantastische Wasserfälle. Darunter der Seljalandsfoss, weltweit einer der wenigen großen Fälle, wo man sich hinter den Wasservorhang begeben kann. Und natürlich die vielgelobten Gegensätze – die wunderbar stillen Eislagunen und eine wilde Gischt, wie am Meer bei Vik.

Die Womo-Zwischenbilanz:

Doch wir machen auch eine andere, folgenreiche Erfahrung mit dem Nass. Nämlich das Wasser unter den Rädern. Wir wissen, dass es im Inland manchmal keine Brücken gibt. Aber wir wollen uns nur ein Stück ans Hochland heranwagen und gehen es vorsichtig an. Nach der ersten und zweiten Furt: Wunderbar! Bei der dritten Furt: Der Motor läuft plötzlich nur noch stockend. Die Elektrik hat Wasserberührung bekommen. Aber nach der Durchquerung springt er gottseidank wieder an. Der Schreck ist vorbei, aber er sitzt noch tief. Wir haben die Grenzen unseres Fahrzeuges erfahren. Erkenntnis: Ein aufgepeppter Kastenwagen ist eben kein Off-Roader!

 

Eddi Special

In die bunten Berge

Auf der Fähre hatten wir uns mit zwei deutschen Teams angefreundet. Wir sind nach der „Wassererfahrung“ etwas erleichtert, als wir entscheiden, den ersten Exkurs ins Hochland gemeinsam anzugehen. In der Nähe der Hekla krabbeln unsere Autos den Hang eines kleinen Vulkans hinauf, fast bis an den Kraterrand. Was für ein tolles Gefühl! Doch es kommt noch besser. In der Nähe des aktiven Zentralvulkans, dem  Torfajökull, liegen die ungemein farbigen Berge von Landmannalaugar. Rötlich-braune Hänge wechseln mit graublauem Pechstein, schwarz glänzenden Obsidianlavafeldern und weißen Schwefel- und Kalkausfällungen.

Grüne Moose und weiße Schneereste, die selbst im Hochsommer vorhanden sind, setzen weitere Farbakzente. Diese Gegend ist zweifelsohne eine der schönsten der Insel. Wir ahnen noch nicht, dass wir vor der Heimreise noch einmal wiederkehren und unsere Wanderungen hier als zu den eindrucksvollsten überhaupt zählen werden.

Lebensraum Island

Außer Frage, der wichtigste Reiz des Landes liegt in seiner Natur. Aber wir waren überrascht, wie angenehm sich uns auch der Geist der Isländer erschloss, als wir begannen, nicht nur an Dörfern und Städtchen vorbeizufahren, sondern auch mal hineinzugehen. Die Bilder erinnern stark an Skandinavien. So auch die Offenheit der Menschen, die sich teilweise in ihrem sprichwörtlichen Humor ausdrückt, empfanden wir als bemerkenswert angenehm.

Aktive Erde

Nicht verwunderlich, dass es auf einer Insel, die vulkanischen Ursprungs ist, auch noch aktive geothermale Gebiete gibt. Im Südosten befinden sich gleich mehrere, darunter der berühmte, und leider auch sehr touristische Geysir. Für mich herausragend habe ich Leirhnjukur im Norden, in der Nähe des Myvatn-Sees empfunden. Sehr abwechslungsreich und farbintensiv. Da lachte das Fotografenherz.

Der Weg des Eises

Seit der Vorbereitung auf die Reise hatte ich ein besonderes Ziel vor Augen: Jökulsarlon, die Eislagune am Vatnajökull-Gletscher. Inzwischen bleibt uns nur noch wenig Zeit bis zur Heimfahrt. Wir stehen auf dem schwarzen Lavastrand in Sichtweite dieses Zieles.

Ich laufe zwischen Gletscher, Lagune und Meer hin und her, wie in Trance, 5 Mitsommernächte lang. So schließt mit einer kleinen Metapher unser wunderbarer Island-traum. Mit dem Schnee begann vor vierhundert Jahren die Geburt des Eises. Nun löst es sich vom Gletscher und stürmt hinaus aufs Meer …

…um sich zu wandeln, von weiß und blau in einen strahlenden Kristall, der auf schwarzem Sand zur Ruhe kommt. Eis zu Wasser – Wasser zu Wolken. Aus den Wolken fällt der Schnee auf den Gletscher. Der Kreis hat sich geschlossen.

In vielen Teilen der Welt haben die Besucherzahlen beängstigend zugenommen. In Island um mehr als das Dreifache seit unserem Aufenthalt. Und die Spuren sind sichtbar. Die Isländer bemühen sich verzweifelt um eine Regulierung. Wir hoffen inständig, dass sie ihren Kampf gewinnen werden.

Zurück bleibt ein seltsames Empfinden. Denn auch wir sind Teil der Menschen, die hinausgehen, um die schöne Welt zu sehen. Was werden wir mit diesem Gefühl machen?


Das große Abenteuer

Gisela und Eddi Böhnke auf der Reise ihres Lebens

Das Bordbuch erscheint seit 2008 und ab der ersten Ausgabe waren Gisela und Eddi Böhnke und ihre Geschichte mit an Bord. Oder vielleicht besser gesagt, wir mit ihnen. Sie haben etwas gewagt, wovon viele träumen. Die Idee, mit einem Reisemobil die Welt zu erkunden, wurde in die Tat umgesetzt. Aus dem Vorsatz, mit einem Unimog eine große Reise zu unternehmen, wurde die Reise ihres Lebens. Geplant waren eigentlich nur 10 Jahre und für diese Zeit war auch ihr Budget veranschlagt. Das war 1989 und natürlich kam alles ganz anders. Letztendlich dauerte die Reise 22 Jahre, davon lebten sie allein 18 auf den 6 Quadratmetern Wohnfläche ihres Unimogs. Unterwegs entwickelte Eddi ein Interesse an journalistischer Fotografie und beide drehten fünf Dokumentationen für das Fernsehen. 

Mittlerweile sind aus einer großen Reise viele kürzere geworden und das Bordbuch-Team freut sich, auch diese mit begleiten zu dürfen.